Lohnt es sich über Silvester nach Houston zu fliegen?
- roxaneschneider
- 9. Jan. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Das ist aber eine spezielle Frage, denkt ihr jetzt. Diese Frage wurde mir oft gestellt kurz vor Silvester, als die Leute mich fragten, was ich eigentlich Silvester machen würde. Meine Antwort war dann erst Mal „ich hoffe doch“. Kann man ja vorher noch nicht wirklich bewerten. Ich kann den Gedankengang der Menschen auch nachvollziehen. Kurze Hintergrundinformation: Ich bin am 31.12.2022 um 10 Uhr nach Houston geflogen und dann am 07.01.2023 wieder zurück, allerdings von New Orleans. Dazu später. Der Hinflug dauert 11 Stunden. Den Abend zuvor bin ich nach Amsterdam gereist, da die Flüge dort am günstigsten waren. Die oft gestellte Frage hat mich, dennoch, nachdenklich gemacht. Was lohnt sich denn überhaupt im Leben?
Außer vielleicht das Sonderangebot beim Discounter. Das ist eindeutig messbar. Lohnt es sich eine wilde Party zu feiern? Mit Kopfschmerzen aufzuwachen, weil man wieder nicht genug bekommen hat? Die Leber findet es nicht toll, die Haut nicht und und und… Das Geld was man in diesem Fall „versoffen“ hat, hätte man schließlich auch anlegen können. Sind sicherlich je „Feiertyp“ (wenn ich das mal so nennen darf) 100-500 Euro an einem Abend. Aber wenn dieser Mensch die Zeit genossen hat, eine wilde, lustige oder verrückte Party hatte, wird er noch Monate, wenn nicht sogar Jahre davon zehren. Ist euch schon mal aufgefallen, wie oft wir von vergangenen Erlebnissen sprechen? Wie oft wir darüber lachen, als wir betrunken etwas erlebt haben oder mit jemandem lachen, der von einer crazy Party erzählt? Wer erzählt schon, dass er 300 € zur Bank gebracht hat, weil sie übrig waren. Und wen würde das interessieren?
Das Ganze geht aber noch extremer. Lohnt es sich ein Haus zu bauen oder zu kaufen? Da investieren die Leute mindestens 300.000 € und nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Dann selber renovieren, im Garten arbeiten und Menschen einladen, weil man jetzt ein größeres Wohnzimmer hat. Nicht zu fassen. Aber wenn es sich für die Eigentümer gut anfühlt, in ihren eigenen vier Wänden zu sein und sich von niemandem mehr was erzählen lassen zu müssen? Wenn es toll ist seine eigenen Tomaten zu ernten und zu verzehren? Wenn man sich freut, dass man seine Fenster selber aussuchen kann? Wenn man gerne eine Menge Gäste hat? Wenn es Spaß macht, dann lohnt es sich, oder?
Lohnt es sich eigentlich ein Kind zu bekommen? Ich habe in einem Artikel der Commerzbank gelesen, ein Kind kostet im Durchschnitt knapp 150.000 € bis zum 18ten Lebensjahr. Stellt euch vor, dem kommt noch in den Sinn zu studieren!
Lohnt es sich also ein Kind zu bekommen? Alle Eltern werden jetzt sagen, ohne lang zu überlegen „ja“. Denn es ist ein Wunder und bereitet einem Freude, die in Geld nicht messbar ist. Jemand, der vielleicht kein Kinderfreund ist, muss das nicht verstehen. Auch das ist in Ordnung.
Bevor diese Steigerungsformen meinerseits ins Unermessliche gehen und es zu einem Kuriositätenkabinett wird, muss ich wohl nicht weiter reden, ihr habt vielleicht schon verstanden, worauf ich hinaus will.
Zu meinem Punkt, lohnt es sich eigentlich an Silvester nach Houston zu fliegen? Ganz einfach: JA! Ja, die 1.300 € haben sich gelohnt! Aber ich denke, das ist keine allgemein gültige Antwort. Genauso wie in den zuvor thematisierten Fällen. Es lohnt sich nur, wenn es dir Spaß macht und das muss nun mal jeder selber entscheiden.
Ich erläutere mal mein spaßiges Silvester. Da es in Houston acht Stunden früher ist, war es in Deutschland schon fast Silvester, als wir gelandet sind. Ich konnte somit kurz jeden anrufen und ein frohes, neues Jahr wünschen. Im Anschluss konnte ich mich in Ruhe fertig machen, noch einen Kaffee trinken und dann ging es ab zu einer Gatsby Party. Das war natürlich bereits vorher geplant, deswegen hatte ich natürlich ein 20er Jahre Kleid dabei. Natürlich.
War eine richtig tolle Party und einfach mal was anderes. Großer Pluspunkt, danach war ich todmüde und habe durchgeschlafen. Jetlag? Was ist das? Somit konnte ich gleich am nächsten Tag ein Footballspiel der Houston Texans genießen, die Stadt erkunden und am nächsten Tag zur NASA (was eines der interessantes Erlebnisse seit langem für mich war). Nachdem die gröbsten Punkte in Houston abgearbeitet waren, ging es per Inlandsflug nach New Orleans. Übrigens fühlte ich mich nach zwei Tagen so, als sei ich bereits eine Woche da. Weil es einfach so viel zu gucken gibt, so viel Neues zu entdecken… neue Gerüche, Geschmäcker… ich war völlig aus dem Alltag rausgerissen.
Die Amerikaner sind auf Flughäfen extrem gut organisiert und die Wartezeiten waren enorm kurz. Tja, was soll ich sagen, in New Orleans habe ich mich schlagartig verliebt. Ein Stück von mir ist im French Quarter geblieben, sag ich euch. Das French Quarter ist ein Viertel, in dem sich Kneipen und Bars aneinander reihen und in jeder Bar ist Live Musik. Überwiegend Jazz Musik, aber auch Country oder Blues. Es ist einfach unbeschreiblich. Ich hatte teilweise Tränen in den Augen, weil die Musiker so fesselnde, wunderschöne, eindringliche Stimmen hatten. Ein Stück von mir sitzt noch in dieser Bar (namens Fritzel’s) und lauscht der Jazzmusik, während es an seinem IPA Bier nippt.
Dieser ganze Urlaub, der im Endeffekt nur eine Woche war, fühlte sich an wie vier Wochen und mein Kopf war völlig raus aus dem Alltag. Aber ich kann nur von mir selber sprechen, was so ein Urlaub mit mir macht. Für andere Menschen wäre es vielleicht einfach nur Stress. Aber ich kann noch mal final sagen: Für mich - hat es sich gelohnt. Ihr entscheidet, was sich für euch loht und niemand anders muss euch dafür eine Freigabe erteilen.

Das ist übrigens im Fritzel's :) !






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