Setz dein Hirn mal auf „Reset“
- roxaneschneider
- 15. Feb. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Feb. 2022
Montagmorgen, der Wecker klingelt, es ist halb sieben. Ist die Nacht schon vorbei?
Aufstehen, Kaffee. Kaffeetasse kippt um – Mist – kostet mich weitere 5 Minuten, nicht ärgern, bringt nichts. Homeoffice. Mittagessen, bereits vorgekocht am Sonntag, weil wer gesund essen möchte, muss gut planen. Einkaufen, ganz schön viel los, ständig auf die Uhr schauen, schaffst du deinen nächsten Termin? Montags unterrichte ich für Studenten Yoga, macht ja auch echt Spaß, aber es ist ganz schön knapp bemessen. Zum Glück ist der Kurs nur online.
Danach will ich mir ja noch was Gutes tun, also nehme ich selber auch an einem Yogakurs teil. Natürlich online, sonst wäre es zeitlich nicht machbar. Das ist mein Start in die Woche. Wenn der durch ist, habe ich aber gute Laune, weil ich weiß, ich bin wieder im Spiel – im Spiel der Woche. So schnell ist man wieder im Hamsterrad. Bei den meisten Menschen sind die Tage irgendwie durchgetaktet. Arbeit, Termine, Einkaufen, Sport, gesunde Ernährung und eigentlich möchte man ja noch Family and Friends sehen. Wenn man Kinder hat, ist es vermutlich noch eine ganz andere Nummer…
Wieso hat der Tag eigentlich nur 24 Stunden? Ich mag Action, ich mag Termine, ich mag es, Dinge vorzuhaben, aber manchmal merke ich, auch positiver Stress ist Stress. Manchmal merke ich, dass mein Hirn auf „Reset“ gesetzt werden muss. Für mich ist das total wichtig! Also kommen wir zu meiner liebsten Zeit in der Woche – dem Wochenende. Prinzipiell ist es egal welcher Wochentag – jeder muss da seinen individuellen Tag finden um sein Hirn zu „resetten“. Aber wie geht das eigentlich?
Also ich habe da mehrere Möglichkeiten für mich entdeckt. Eine davon ist, wechsele den Ort. Das muss ja gar nicht immer so weit weg sein. Ich bin letztens nach Mailand geflogen (klingt schon geil wie ich finde). „Ich bin dann mal kurz in Milano.“ Da muss ich dann schon grinsen. Wenn man rechtzeitig guckt, geht das für 50 € von jedem möglichen Flughafen Deutschlands. In Milano hat man neue Eindrücke, neue Bilder, die einen einfach die Woche vergessen lassen.
Ich finde diesen Winter in Deutschland besonders grau, es gibt selten blauen Himmel. Ich liebe blauen Himmel. Meinetwegen auch mit -10 Grad. Hauptsache blau. Nun war ich Ende Januar mit meinem Mann in Milano und am Comer See (dieser ist mit dem Mietwagen ca. 1 Stunde von Milano entfernt). Ich saß draußen vorm Mailänder Dom bei 15 Grad und Sonnenschein in einem Café – ganz wichtig „blauer Himmel“. Dabei trank ich erst einen Espresso und dann einen Aperol Spritz. „Bella Italia“, „Dolce Vita“… ich kann kein Italienisch, aber ich habe Italien gefühlt. Abends eine richtig gute neapolitanische Pizza, haudünner Boden, dicker Rand bei Gino Sorbillo in Mailand. So gut. Einfach den Moment genießen. Gutes Essen kann mich so erfreuen und man muss sich auch mal was gönnen.
Was ich aber auch empfehlen kann, um sein Hirn zu „resetten“, ist nicht nur andere Dinge sehen, sondern auch andere Dinge machen und andere Menschen sehen. Das hilft ungemein. Ich war, wie gesagt, an diesem Wochenende, (ich muss dazu sagen es war ein verlängertes, aber eine Station würde vollkommen ausreichen für ein Wochenende) auch am Comer See in Como. Übrigens auch blauer Himmel, ;) aber auch ohne blauem Himmel ein toller Ort. Vielen ist sicherlich der Gardasee ein Begriff. Kann man sich ähnlich vorstellen - aber doch anders…
Fliegen fasziniert mich. Jetzt denkt man sicherlich, wie kommt jetzt die Überleitung vom See zum Fliegen? An diesem besagten See gibt es Wasserflugzeuge. Wenn man ein bisschen Geld in die Hand nimmt (es waren um die 200 € - je nach Saison), kann man mit einem Piloten über den See fliegen. Start und Landung im Wasser. Total faszinierend. Also während der Zeit waren meine Gedanken nur im Hier und Jetzt. Das predige ich immer in meinen Yogastunden und das ist gar nicht so leicht. Von oben ist die Aussicht einfach wundervoll und die Piloten vom Aeroclub sind super cool und freundlich. Die beiden anderen Passagiere waren aus Tschechien und echt nett. Sie waren Geschwister. Der Bruder war richtig aufgedreht und hatte Geburtstag – er durfte vorne sitzen. Er hat die ganze Zeit Witze gemacht. So schön die Aussicht auch war, so ungut bekam es seiner Schwester. Diese drehte sich irgendwann um und bat um eine Spucktüte. Sie hat wirklich cool reagiert und ich hab mich gefragt, ob ich so cool gekotzt hätte. Ihr Bruder hat sie dabei gefilmt. Jeder feiert anders :D. Auch wenn sie mir wirklich leid tat, fand ich das ganze Szenario ziemlich witzig. Mein Hirn war auf jeden Fall nur in diesem Moment und nirgends anders. Wenn man die Welt bereist, neue Ort sieht, neue Menschen sieht, dann ist das mein „Reset“. Mein Ausflug in eine andere Welt für eine kurze Zeit. Das tut richtig gut.

Ich habe aber noch eine sehr gute Möglichkeit zu „resetten“. Auch diese wende ich regelmäßig an. Freunde sind mir wirklich sehr wichtig – darüber habe ich bereits geschrieben. Ausflüge mit Freunden sind ein grandioser „Reset“ für mein Hirn. Mein Körper leidet dann meistens ein bisschen, aber meine Seele macht Luftsprünge. Wie man auf meiner Seite unschwer erkennen kann, verbringe ich sehr gerne Zeit mit meinen Freunden, unter anderem auf Mallorca oder in Köln. Ein Wochenende dieser Art ist einfach herrlich. Es ist eine Mischung aus Reden über den Alltag und Hirn ausschalten. Wenn das Reden durch ist, dann sind wir nur im Hier und Jetzt. Dann ist der Fokus auf „welche Brauerei, welches Bier, welches Essen, welcher Schnaps“. Das Ganze geht natürlich auch ohne Alkohol.
Auch hier lernt man immer wieder neue Menschen kennen und verschwendet keinen Gedanken an die stressige Woche. Was ich letztes Mal auch sehr lustig fand, war eine Putzfrau in der Brauerei Pfaffen in Köln auf dem Heumarkt. Ich kam rein und sie sagte: „Du bist Schütze ne?“ Das hat mich ja beeindruckt! „Ja - verdammt - bin ich“. Sie sah mir an, dass ich beeindruckt war. „Sehr sensibel, sehr emotional, sehr freiheitliebend. Du möchtest die Welt haben, jeden Moment festhalten, am besten so viel erleben wie möglich.“ Ich musste wirklich lachen. „Ja, verdammt“! „2007 gab es eine Trennung oder?“ fragte sie. Ich musste erst mal überlegen. Kann natürlich Zufall sein, aber es gab eine Trennung, ein einschneidendes Erlebnis, die erste Trennung von meiner Familie und meinen Freunden. Ich bin in diesem Jahr nach Australien gegangen, alleine und das war das größte Abenteuer meines Lebens. Ich weiß nicht, ob diese Frau irgendwelche Fähigkeiten hat, aber das ist eigentlich auch egal. Sie war einfach cool. Zack - war ich gedanklich völlig raus aus
der Woche. Von diesen Situationen gab es so viele. Das ist so unglaublich gut, auch wenn wir an diesem
Wochenende in Summe 10 Stunden geschlafen haben, meine Seele hat getanzt und sie speichert diese Energie ab. Schlaf kann man nachholen – wird auch überwertet, sagt man.
Das gibt mir die Kraft für die Zeit, die anstrengend ist und manchmal nicht so viel Spaß macht. Für die Tage, an denen ich keine Lust auf dies oder das habe. Für die Tage, wo die Seele keine Luftsprünge macht.
Jeder sollte etwas finden, womit er sein Hirn „resettet“. Da gibt es kein Allgemeinrezept – jeder hat andere Möglichkeiten zu „resetten“. Aber ich glaube, tief in uns drinnen ist die „Resettaste“ für das Hirn. Also lasst uns sie regelmäßig drücken, damit das System wieder besser läuft :).
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