Irre! #freelayla: Haben wir eigentlich keine anderen Probleme?!
- roxaneschneider
- 14. Juli 2022
- 4 Min. Lesezeit

„Er hat nen Puff und seine Puffmama heißt Layla.“ So begann mein letzter Artikel zum Thema Ballermann. Was muss ich da jetzt lesen? Düsseldorf und Würzburg verbieten den Song auf Volksfesten und jetzt sogar die Wiesn in München! Der Text soll zu sexistisch sein.
Also ich, als 34-jährige (somit nicht mehr ganz so junge Frau, um den Fakten mal ins Gesicht zu sehen), soll mich angegriffen fühlen von den Zeilen „sie ist schöner, jünger, geiler“. Ich fühle mich aber nicht angegriffen oder gar diskriminiert. Wir waren doch auch mal jünger und die, die jetzt jünger sind, werden auch mal älter und so geht das von Generation zu Generation.
Vor ein paar Wochen habe ich zu dem Song im Bierkönig gefeiert mit meinen anderen 34-jährigen Freundinnen.
Was sagen die anderen Ü-30er eigentlich dazu?
Also eine meiner Ladies fragte gleich mal eine Gegenfrage: Warum wird dann eigentlich Anna-Lena gespielt?
Zur Info: Text lautet:
„Geil, geiler, Anna-Lena
Du bist mega geil (geil, geil)
Geil, geiler, Anna-Lena
Dein geiles Hinterteil
Geiler Arsch
Geiler Blick
Geiles Stück“
Das ist ja auch der Partysong schlecht hin! Aber die Liste von Songs, die sich hier einreihen, ist noch viel länger. „Joana, geboren um Liebe zu geben, verbotene Träume erleben“ oder „dicke Titten, Kartoffelsalat“ oder „ich brauch nicht Vater, Mutter, Bruder – ich will ein schneeweißes Luder, die ist schöner, blonder, fester, denn sie ist: ne Krankenschwester.“
Das sind teilweise uralte Songs und es hat noch nie jemanden gekümmert. Keiner hat sich darüber beschwert. Wieso jetzt? Weil „Layla“ auf Platz 1 der deutschen Charts ist?
Ich beschäftige mich auch mit den Grundsätzen von Yoga und so einem Kram – ein Grundsatz sagt aus: Wenn dich etwas oder jemand verletzt, dann liegt der wahre Grund bei dir. Du solltest an dir arbeiten.
Diese Aussage projiziere ich jetzt einfach mal auf diesen konkreten Fall. Vielleicht sollten sich alle, die sich von diesem Song belästigt, angegriffen oder diskriminiert fühlen, fragen, wieso es bei den anderen Songs nicht so war oder ist. Ich möchte keinem Vorschriften machen, es ist lediglich ein Vorschlag.
Wie meine Freundin Sandra schon sagte, es ist ja immer ein persönliches Empfinden, was man als diskriminierend empfindet. Es ist ganz normal, dass jeder anders empfindet, aber zumindest scheint die Mehrheit der Menschen in Deutschland es als nicht diskriminierend wahrzunehmen. Hier spricht der Erfolg des Songs eindeutig für sich.
Ergebnis meiner Umfrage: meine Ladies empfinden es nicht als diskriminierend oder beleidigend (by the way: meine 26-jährige Kollegin auch nicht). Ganz im Gegenteil: meine Ladies und ich wären traurig, wenn der Song nicht gespielt wird. Wieso müssen wir uns denn immer so ernst nehmen?
1. Das Wort „geil“ ist sicherlich eine Geschmackssache, aber im weitesten Sinne ein Kompliment. Wir finden es doch auch nicht schlimm „sexy“ oder „attraktiv“ genannt zu werden. Zumindest die meisten nicht.
2. „Jünger“ – ist erst mal nur ein Fakt und – wenn man mich fragt – wertfrei zu betrachten.
3. „Puff“ – klares Berufsfeld, sollte als solches akzeptiert werden – Lieder über Frisösen werden schließlich auch akzeptiert.
4. „Puffmama“ – ich verstehe es so, dass eine „Puffmama“ eine Chefin ist. Ja, eine Chefin von Prostituierten, aber Prostituierte sind berufstätige, steuerpflichte Frauen.
Jetzt muss ich mal unseren Bundesjustizminister Herrn Marco Buschmann zitieren: "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden", schrieb er auf Twitter. "Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel." Das unterschreibe ich so.
Ich bin ja sonst manchmal eine kleine Emanze und lege viel Wert auf Gleichberechtigung, aber dieses Thema hat für mich gar nichts damit zu tun. Es gibt einen etwas älteren Song: „Das sind nicht 20 Zentimeter – nie im Leben kleiner Peter.“ Das ist Männern gegenüber ja auch irgendwie gemein, oder? Reduzieren wir Frauen sie etwa nur auf die Größe ihres Geschlechtsteils?
Nie im Leben würde jemand so denken und das ist – meiner Meinung nach – auch gut so. Ein weiterer Song von Mia Julia (richtig guter Song – wenn man mich fragt): „Oh Baby, komm doch her zu mir – heute mach ich einen Mann aus dir“. Da geht es doch auch nur um das eine?! Kann man wirklich gut zu feiern auf Malle und in der Disko. Wir müssen den Song doch nicht auseinander nehmen, oder? Wo wollen wir denn dann die Grenze ziehen?
Ich habe in einigen Instakommentaren zu dem Thema gelesen: „Stimmt, die Deutschen haben gerade Spaß, dann verbieten wir das.“ Das ist natürlich eine sehr krasse Meinung – aber die Aufregung kann ich nachvollziehen. Ich denke, eigentlich haben wir gerade andere Probleme und wir haben viele Dinge, die uns traurig machen, viele Dinge, die uns Angst machen. Wenn wir dann zu einem Song tanzen und singen und Spaß haben – wieso wird der Song dann verboten? Ein weiterer Kommentar unter dem Artikel war übrigens: „Dadurch wird der Song noch populärer“. Recht hat der Verfasser damit. Wieso wird diesem Gute-Laune-Song so viel Aufmerksamkeit geschenkt?
Wie auch immer – ich denke, wir sollten es wirklich nicht übertreiben und ich appelliere ja immer an meine Mitmenschen: Legt doch bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Wir müssen es uns doch nicht schwerer machen, als es sowieso schon ist. Die Welt hat wirklich andere Sorgen, als einen Song, zu dem wirklich sehr viele Menschen feiern und fröhlich sind. Man muss den Song ja nicht hören. Ich mag auch nicht alle Songs, die in irgendeiner Disko laufen. Wir könnten ja mal anfangen, die Raptexte auseinander zu nehmen, aber dann haben wir sehr lange zu tun.
Ich finde das Lied weder diskriminierend noch sonst irgendwas. Ich hab es in meiner Playlist und muss lachen, wenn ich es höre. Man bedenke, ich bin eine Frau.
Also lasst uns doch einfach gemeinsam Spaß haben. Ist das Leben nicht ernst genug? #chillmal




Kommentare